Dienstag, 20. Dezember 2011

Kaufrausch und bittere Armut...

Keine Fotos, die Lust zum Photographieren wollte sich heute nicht einstellen. Der Photo ist in  der Tasche geblieben. Ein schöner Tag in München, für uns, meinem Mann und mich. Zur jährlichen Weihnachtfeier waren wir eingeladen. Dies haben wir mit verschiedenen Weihnachtseinkäufen verbunden, in einem Kaufrausch sind wir trotzdem nicht verfallen, dies wäre auch nicht unser Ding. Trotzdem, ein paar liebevoll ausgewählte Kleinigkeiten sollten es sein. So sind wir erstmal zum Marienplatz gebummelt und haben uns, mit einem heißen, wundervoll duftenden Glühwein eingestimmt. Den konnten wir uns mit ruhigen Gewissen genehmigen, da das Auto in der Garage geblieben ist und die Bahn uns sicher nach München gebracht hat. So und da standen wir nun, mit unserem wohl schmeckendenTrunk in der Hand, am beschaulichen Weihnachtsmarkt vor dem festlich geschmückten, prächtigen Rathaus. Geschneit hatte es, alles war stimmig, nur das Bild des Bettler auf ein paar durchweichten Zeitungen am Boden, passte so überhaupt nicht ins heimelige Bild.  Die nächste Station war in Münchens bekannten Feinkostladen, in dem so alle Köstlichkeiten zu erhalten sind. Wenn, das nötige Kleingeld in der Tasche ist, kann man den dargeboten Gaumenfreuden kaum widerstehen.  Vor all´ dem wundervollen, reichhaltigem Angebot konnte ich mich kaum entscheiden, etwas für meine Lieben auszuwählen. Meinem Mann wurde das Gedränge vor den Regalen einfach zu viel, so dass er sich brav in  eine Ecke gestellt hat und sich voll, auf meine Auswahl der Köstlichkeiten verlassen hat. Da stand ich nun im Gedränge der Leute, die all noch schnell etwas Leckeres ergattern mussten. Da machte ich keine Ausnahme, Mensch an Mensch, jeder die Hände voll mit schönen Nascherein, warteten wir geduldig bis wir an der Kasse bezahlen durften. Die Zeit wurde knapp, pünktlich wollten wir zur Weihnachtfeier, so dass wir ein paar Stationen mit der U-Bahn fahren mussten. Wieder dichtgedrängt, die Rolltreppe hinab, mein Blick ging nach oben und siehe da, wenig Beschauliches gab es zu sehen. Müll und Dreck lagen zu Hauff auf einer Rampe, viele machen sich keine Mühe mehr, ihre ausgetrunkenen Becher oder Pappteller in die aufgestellten Mülleimer zu entsorgen. In netter Runde haben wir gefeiert, fein gegessen und miteinander den Nachmittag verbracht. Nicht allzulange ist es her, da kam im Fernsehen ein Bericht über Menschen, die im Müllkörben und Container nach leeren Flaschen suchen, diese sammeln und von diesem Geld ihr schmales Bukette aufbessern. Schon dunkel war es als wir uns auf den Weg, durch heftiges Schneetreiben, zum Bahnhof machten. Vor mir eine Frau so um die Dreißig, kann nicht sagen, dass sie schlecht gekleidet war. Um so mehr war ich erstaunt, die Ampel war auf Rot für die Fußgänger und wie es so ist, war ein großer Müllkorb mit grauer Folie ausgekleidet, seitlich angebracht.  Die Frau zog einen Handschuh aus, griff tief mit der Hand in den Müll und zog eine halb ausgetrunkene Fruchtsaftflasche hervor. Damit nicht genug, nochmals ging die Hand in den Müll und hervor kam ein Becher vom Chinesen mit Nudeln und Hühnchen. Dieser war noch zu einem Drittel gefüllt, dann hat sie ihre Tasche geöffnet und in ihr, das im Abfall gefundene Abendbrot verstaut. Die Ampel schaltete inzwischen auf Grün und weiter gings zum Bahnhof. Das hat mich schon sehr betroffen gemacht. So viel zu unserer Wohlstandsgesellschaft, viele können nicht, im Entferntesten, daran teilhaben.

So richtig erfreuen kann mich heute nichts mehr. Habt eine gute Nacht, ulrike-kristin

2 Kommentare:

  1. Liebe Ulrike-Kristin,

    was Du in Deinem Post schilderst, ist leider auch in unserer Wohlstandsgesellschaft längst bittere Wahrheit.
    Auch wenn die Stadtväter grad zur Weihnachtszeit, gern die City frei von Bettlern hätten, gelingt es nicht immer. Und so trüben die Armseligen natürlich die Stimmung. Wenn man bedenkt, daß die Armut immer weiter um sich greift, wird *wegsehen* bald auch keine Lösung mehr sein.

    Vor einiger Zeit habe ich mich einmal mit einem im Parkhaus wohnenden Betroffenen (Bettler) unterhalten und war etwas erstaunt, wie gebildet seine Sprache und sein Verhalten war. Dieser Obdachlose war vor einigen Jahren noch ein anerkannter Arzt, bis zum Tod seiner geliebten Frau. Es folgte eine Trauerbewältigung mit Alkohol und Medikamenten. Er verlor zunächst seinen Lebensmut, danach die Praxis und zum Schluß seinen gehobenen Lebensstandard. Nicht nur er hatte sich aufgegeben, sondern auch unsere Gesellschaft. Und er ist kein Einzelfall.

    Jeder kehrt nur noch vor seiner eigenen Haustür, was auch den Dreck und Müll an öffentlichen Plätzen erklären könnte....
    (Dabei sind es oftmals nicht nur die unteren Gesellschaftsschichten, die ihren Müll einfach irgendwo fallen lassen.)

    Die Armut zieht ein, in die bisher beschaulichen deutschen Wohnzimmer...... schneller als wir denken können und sie wird weite Kreise ziehen. Denn dort, wo die allgemeine Kaufkraft fehlt, wird sie Lücken schlagen. Grad die aussterbende Mittelschicht war bisher der Garant für hohe Umsatzzahlen.

    Schlimmer als die (veränderbare) materielle Armut, finde ich die zunehmende geistige und soziale Armut, die in unserem Land.. ach was schreib ich... die Rund um den Globus immer weiter ansteigt.

    Liebe Grüße
    Rabenzicke

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  2. Liebe Ulrike-Kristin, ja, mir fällt es auch auf - es wird kälter... bzw. die Kluft größer. Ich habe mich schon gefragt, ob sie eines Tages so groß sein wird, wie wir sie in Indien erlebt haben, wo "arm" auch gleichbedeutend ist mit "bitterarm"... und wo meinereiner schon als reich gilt, aber es natürlich dann auch noch die wirklich stinkreichen Leute gibt. Der größte Unterschied zwischen der Gesellschaft hier und der in Indien: Dort wird Armut oder Reichtum als gottgegebenes Karma akzeptiert, Arme werden von der Gesellschaft (größtenteils) nicht geächtet und Reiche von den Armen (größtenteils) nicht gehasst.
    Im eigenen kleinen Bereich kann man sicherlich etwas tun, um sich wohler mit dieser Entwicklung zu fühlen... einen eigenen kleinen Beitrag leisten, wie auch imemr der individuell aussehen mag...
    Ganz herzliche Weihnachtsgrüße an dich und deine Lieben von der Rostrosen-Traude :o)


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